Wissembourg

Dass sich in Wissembourg im unteren Elsass, dieser ersten Station hinter der Grenze zur Südpfalz zu Frankreich,nicht die Besucherscharen tummeln, muss erstaunen. Die Lage von Wissembourg abseits klassischer Besichtigungsrouten im Elsass könnte erklären, warum Ferienwohnungen in Wissembourg noch immer ein Geheimtipp für den Elsass-Urlaub sind.

Die elsässische Stadt an der Lauter ist eine echte Trouvaille mit Schlüsselposition in den Outre-Forêt und zu den Burgen des Steinbachtals. Auf der Höhe von Wissembourg (Weißenburg) liegt etwa die Stelle der deutsch-französischen Grenze, an der die Rheinebene in den Pfälzerwald übergeht.

Wissembourgs Gründung geht auf ein Benediktinerkloster des 7.Jh. zurück, das sich auf einer Insel in der Lauter befand, just da, wo sich die Silhouette von Sts-Pierre-et-Paul über den Dächern erhebt. lm Konflikt zwischen Äbten und selbstbewusster Bürgerschaft hatte letztere immer die Nase vorn. Erst trat Wissembourg 1351 als Akt kommunaler Selbstbehauptung dem Zehnstädtebund bei, dann erhielt die Stadt im 16.Jh. die erste protestantische Kirche des Elsass.

lm Dreißigjährigen Krieg musste Wissembourg reichlich Federn lassen. Glanz kehrte wieder mit dem Exil des geschassten polnischen Königs Stanislas Leszcsynski und zukünftigen Schwiegervaters von Louis XV. in Wissembourg ein. Dann ging das Ancien Régime auch im adretten Wissembourg im Tumult unter.

1790 plünderten die Bürger das durch die Revolution aufgehobene Kloster von Wissemborg. Später ging es glimpflicher zu. Von der Schlacht auf dem nahen Geisberg im August 1870 blieben die zahlreichen Denkmäler einer langen Vergangenheit ebenso verschont wie vom Inferno der letzten deutschen Gegenoffensive im März 1945. Die Offensive „Nordwind“ deckte kaum einen Ziegel ab - glückliches Wissembourg.

Nicht mehr Herz der Stadt, aber immer noch eindrucksvollstes Bauwerk von Wissembourg ist die schon erwähnte Kirche Sts-Pierre-et-Paul. An ihrer Ostseite rahmen sie längs des Ouai Anselmann einige aristokratisch anmutende Fachwerkfassaden, allen voran die ehemalige Herberge „A la Couronne“ von 1491 und die Maison Vogelsberger. Beide kontrastieren postkartengerecht mit dem wuchtigen romanischen Glockenturm der Westfassade.

Seit dem 14.Jh. übertrumpft ein mächtiger, gotischer Vierungsturm den romanischen Turm. Zum kompletten Umbau der Kirche im neuen Stil der Gotik aber kam es nicht. Vom romanischen Kloster blieb ein Saal mit Säulen, deren Kapitelle noch aus ottonischer Zeit stammen. Nie vollendet wurde der gotische Kreuzgang auf der Nordseite. Zum lebendigen Ineinanderübergreifen verschiedener Stile passt der Buntsandstein in seinen Schattierungen von Hellbeige bis Altrosa.

Trotz Plünderung 1790 blieb die Kirche ein Schatzkasten. Vor allem die bunten gotischen Fenster im Chor und ein 11 m hohes Wandbild des hl. Christophorus begeistern Kunstliebhaber. Der berühmte, 6 m umspannende Leuchter von Abt Samuel, ein Idealbild des himmlischen Jerusalem, existiert jedoch nur noch als Replik im städtischen Musée Westerkamp - das Original landete während der Revolution im Schmelztiegel. Und der noch berühmtere Christus von Weissenburg, ein 1065 geschaffenes und damit ältestes Glasfenster Frankreichs, hängt heute im Straßburger Musée de l'Œuvre-Notre-Dame.

Zentrum Wissembourgs ist die belebte Place de la République: Hier kreuzen sich wichtige Straßen, hier thront das vornehme Rathaus von 1741 in aller höfischer Pracht des Ancien Régime. Auf dem Weg von Sts-Pierre-et-Paul zum Platz überquert man den Pont du Sel, eine von vielen Brücken über die Lauter. Am Ufer fällt das krumme Dachgebälk der gewaltigen Maison du Sel ins Auge. 1450 als Hospital erbaut, dienten die Dachluken später dazu, das hier gelagerte Salz zu trocknen.

Folgt man der Lauter in südliche Richtung, stößt man in den „Schlupf“ vor. Wissembourgs „Klein-Venedig“ ist ein lauschiges Ensemble mit Stegen, buckliger Zehntscheune, Resten des im 13.Jh. angelegten Sitzes des Deutschen Ordens (heute Gymnasium), der spätbarocken Residenz von Stanislas Leszcynski sowie einem Stück Stadtmauer hinter dem Marché aux Coux. Weniger zusammengewürfelt, aber in seiner geschlossenen Pracht ebenso anheimelnd ist der Faubourg de Bitche im Westen der Stadt Wissembourg. Links und rechts der von Quais gefassten Lauter wohnten hier die reichsten Bürger in gebührendem Abstand voneinander. Das prominenteste Haus ist die prachtvolle Maison de l’Ami Fritz von 1150, vor dessen Renaissance-Fasse 1932 der gleichnamige Film nach dem Roman von Erckmann-Chatrian gedreht wurde. Gegenüber und nebenan bieten Patrizierhäuser des 16. und 17. Jh. Paroli. Das Ende der Pracht bildet die Tour des Husgenossen, 1420 als westlichster Turm der Stadtmauern errichtet.

Wissembourgs Protestanten versammeln sich in der Kirche St-Jean, einem schlichteren Bau als Sts-Pierre-et-Paul, der ebenfalls einen romanischen Turm und ein gotisches Schiff besitzt. Über die Rue du Musée gelangt man flott zum Musée Westerkamp. Im stimmungsvollen Rahmen eines Winzerhauses von 1599 sind archäologische Funde, Möbel und Trachten zur Stadtgeschichte ausgestellt.

Durch die Rue Traversière, wo an der Kreuzung zur Rue de la Laine ein besonders ausladendes Patrizierhaus des 16. Jh. vom einstigen Reichtum kündet, ist es nicht weit zur Rue Nationale. An Wissembourgs geschäftiger Hauptstraße setzt die Maison Holzapfel, ein um 1430 errichteter Koloss aus rotem Sandstein einen letzten markanten Punkt - schon steht man wieder an der Place de la République.

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